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Halbmastwurf

Another Day in Paradise

Aus den Lautsprechern im Bus plaerrt Phil Collins. Another Day in Paradise. In der Reihe neben mir hat gerade ein kleines Maedchen, von vielleicht 5 Jahren, den Sitz davor angekotzt. Meine Sachen - auf dem Dach des Busses - werden nass, vom stroemenden Regen. Der Bus ist knallgelb, ein alter, ausgemusterter, amerikanischer Schulbus. Die Sitze sind unbequem und ich befinde mich auf dem Vorderrad. Alles ist klapprig und alt, aber vorne im Bus befindet sich ein 22" Fernseher, brandneu, dazu ein DVD-Player mit Touch-Screen fuer den Fahrer. Der Ticketverkaeufer, ein Teenager, vielleicht 15, bruellt in jedem Dorf: 'Sula, Sula, Sula!' Auf dem Weg von Copan Ruinas nach San Pedro Sula verliebe mich gerade ein wenig in diese Laender, diese Kultur, die Leute hier.

Heute morgen habe ich mir noch Copan Ruinas angeschaut. Maya Ruinen in der gleichnamigen Stadt, nur 10km von der Grenze zwischen Guatemala und Honduras entfernt. Sie sind etwas kleiner, als die in Tikal; aber aelter und trotzdem interessant. Etwa 400 nach Christus haben sich die ersten Maya in Copan nieder gelassen. Im Lauf der Zeit wurde es der Sitz einer ganzen Dynastie, bis Copan etwa 400 Jahre spaeter, aus bisher unerklaerlichen Ursachen verlassen wurde.

Heute liegt Copan, wie die meisten Tempel der Maya, mitten im Jungel. Die Regierung versucht gerade Aras anzusiedeln und ein paar der bunten Voegel fliegen in Copan auch rum. Ansonsten gibt es massig Spinnen und viele Baeume.

Die Fahrt von Copan Ruinas nach San Pedro Sula dauert etwa 4, eher 5 Stunden. San Pedro Sula ist keine schoene Stadt. Es ist gross, laut und voller amerikanischer Fast Food Ketten. Das einzige Hostel hier ist wahrscheinlich das Teuerste in ganz Lateinamerika; immerhin ist es freundlich, hat eine Kueche, Wi-Fi und kuehles Bier. Kaum jemand bleibt hier laenger als eine Nacht. Sula hat eine gewisse Aehnlichkeit mit den alten Posthoefen in Europa, man uebernachtet hier nur, weil man es nicht innerhalb von einem Tag an sein Ziel schafft. Fuer mich heisst das Ziel Managua, die Hauptstadt von Nicaragua, fuer den Belgier in Bett 8 geht es nach Hause und der Amerikaner in Bett 4 starrt manisch abwechselnd auf den Fernseher und sein iPhone. Hin und wieder kichert er. Ich breite meine Sachen zum trocknen aus und kaufe ein Bier, das Taxi zum Busbahnhof kommt morgen frueh um 4 Uhr.