Die Lok, die ueber das Ende der Welt fiel
Zug fahren auf russisch. 38 Stunden dauert die Fahrt von Irkutsk nach Ulan-Bator. Der Zug haelt in Irkutsk fuer 30 Minuten, genug Zeit zum einsteigen. Der Wagen ist, bis auf die Koreaner im Cupe direkt neben uns, komplett mit Deutschen gefuellt. Die Fahrt beginnt mit einem sehr sehenswerten Sonnenuntergang. Als es dann dunkel wird fuellen wir unsere Instant Nudeln mit Wasser aus dem Samuwar. Danach hilft nur eins gegen die lange Weile. Vodka.
Am naechsten Tag hat sich die Landschaft von sibirischem Wald in Richtung Steppe entwickelt. Die Naehe zur Mongolei ist fuer den geuebten Betrachter klar erkennbar. Etwa eine Stunde spaeter halten wir dann auch in einem sehr komischen russischen Bahnhof mitten im Nirgendwo. Am Bahnhofgebaeude steht Naushki. Die russische Grenzstation. Vier Stunden sollen wir uns dort aufhalten. Genug Zeit um den Zug zu verlassen und die Umgebung des Bahnhofs zu erkunden. Viel zu sehen gibt es nicht. Ein kleiner Markt und ein paar Polizisten die gerade die AK47 auspacken. Russisches Dorf eben.
Als wir zum Zug zurueck kommen fehlt die Lok, die scheint bei umfangreichen Rangierarbeiten ueber das sicherlich sehr nahe gelegene Ende der Welt gefallen zu sein. Anders ist das ploetzliche Verschwinden nicht zu erklaeren.
Ein paar Stunden spaeter fehlt nicht nur die Lok, sondern auch die meisten der Wagons. Unserer, der uebrigens 1988 in der DDR gebaut wurde, und der chinesische davor sind allerdings noch da. Wir werden von den Zugbegleiterinnen in den Waggon gewunken und wenige Minuten spaeter darin eingeschlossen. Warten. Gefuehlte 5 Ewigkeiten spaeter bequemen sich die ersten russischen Grenzer in den Wagen. Passkontrolle, alles problemlos, nur unendlich langsam. Weitere Ewigkeiten spaeter kommt auch der Zoll. Einmal kurz das Abteil verlassen und lustloses gegen Rucksaeck klopfen. Ich glaube die haetten nichtmal mitbekommen, wenn wir Kinder geschmuggelt haetten.
Eine weitere Stunde spaeter geht die Fahrt weiter, an scharf bewachten Tuermen vorbei, bis in die Mongolei. In der Zwischenzeit besucht uns eine Hollaenderin, die die Ausreise aus Russland feiern will. Mit dem russischen Nationalgetraenk. Bei Vodka und Bier erreichen wir die mongolische Grenzstation: Sukhe Bator. Wieder verlieren wir die Lok. Bis an die Zaehne bewaffnete mongolische Soldaten sorgen dafuer, dass niemand den Waggon verlaesst. Bei Roman und mir, sickert so langsam das Bier nach unten. Das Klo im Zug ist abgeschlossen. Und nun? Wir nerven zuerst die Zugbegleiterin, dann den Soldaten. Keiner kann uns helfen. Aber irgendwann haben wir genug genervt, wir duerfen aufs Klo. Mit dem Kommentar: One Minute duerfen wir zum Bahnhofgebaeude rennen und fuer 100 Turkrit (6ct) das Klo benutzen.
Nach der Kontrolle heisst es Essen und mehr Bier trinken. Nach verdammt kurzer Nacht kommen wir am naechsten Morgen um 6Uhr in Ulan Bator auf dem Bahnhof an.