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Halbmastwurf

Nica Libre

Es braucht nur ein Stichwort um uns die Sicherheit und den Komfort des internationalen Busses verlassen zu lassen: Leon. Der Bus haelt, wir verlassen die spanische Version von Indiana Jones auf dem Fernseher und die komfortablen Sessel und vorallem: Das Dach ueber unseren Koepfen und springen hinaus in den stroemenden Regen.

Der Express-Bus von San Pedro Sula braucht 14 Stunden bis er in Leon ankommt. Uns trennen nun 600km und die Grenze zwischen Honduras und Nicaragua von unserem Abfahrtsort.

Ich schnappe meinen Rucksack und betrete die Tankstelle. Suchend blicke ich mich um, bis ich versteckt in der Ecke einen Geldautomaten finde. Endlich wieder ein paar Scheine im Portemonaie. Ich hatte an der Grenze schon 4 Lempiras zu wenig um die Departure Tax fuer Honduras zu bezahlen.

Geld holen und wieder raus, bloss nicht in Versuchung geraten etwas zu kaufen. Ich muss ein bisschen auf mein Budget achten. Das schnelle Reisen in Gutatemala und Honduras macht sich auf meinem Konto sehr deutlich bemerkbar. Trotzdem teile ich mir mit den anderen ein Taxi zum Hostel. Der erste Taxifahrer will 40 Cordobas, das Doppelte des normalen Preises. Wir fragen einen Anderen. 20 Cordobas. In Ordnung. Sein Taxi ist ein klappriges, altes, amerikanisches Auto.  Hin und wieder brausen wir durch Pfuetzen so tief, dass man Angst hat, dass das Auto sich mit Wasser fuellt.

Im Hostel begruesst mich Raul, er stammt aus Nicaragua, traegt Rastas und ein spanisches Fussball-Trikot. Dreimal duerft ihr raten von welchem Spieler. Raul ist ein freundlicher, lockerer Typ. Er erzaehlt, dass gerade der Blitz in's Hostel eingeschlagen hat, der Fernseher und der Router seien dabei drauf gegangen.

Am naechsten Tag erkunde ich Leon, die alte Hauptstadt Nicaraguas. Der Markt steht als erstes auf dem Plan. Ueberall gibt es Bananen. Willkommenes Fruehstueck. Fuer das Abendessen kaufe ich Avocados, Tomaten, eine Zwiebel, eine Limette und etwas Chilli. Dazu Tortillas. Vom Markt geht es zum Platz vor der Kathedrale und dann ziellos durch die Seitenstrassen. Ueberall stehen Kirchen, teils prachtvoll, teils verfallen.

Des herumlaufens muede besuche ich das Museum der Mythen und Legenden. Hier werden einige Figuren traditioneller Mythen und Legenden ausgestellt, viel interessanter ist aber die Geschichte des Hauses indem sich das Museum befindet. Es heisst "El 21". Bennant nach dem Baujahr, 1921. Das Gebaeude war ein Gefaengniss, zunaechst fuer schwere Straftaeter und psychisch Kranke, spaeter vorallem fuer politische Gefangene. Hier wurde viel und grauenvoll gefoltert, bis das Gefaengniss 1979 von den Sandistas befreit wurde.

Am Nachmittag statte ich der Kathedrale einen weiteren Besuch ab. Bei meinem ersten Besuch am Morgen war sie geschlossen und ein ganzer Haufen wichtiger Leute stand davor. Es sah ein bisschen aus, wie Wahlkampfauftakt, denn danach wurden ueberall in der Stadt Plakate verschiedener Politiker angekleistert und Laternenmasten wurden in der Farben der Sandistas, schwarz und rot, gestrichen.

Die Kathedrale ist einfach gehalten. Als sie im 16. Jahrhundert erbaut wurde, hatten die einheimischen Bauherren Angst, die Spanier wuerden einen Bau untersagen, sollte die Kathedrale zu prachtvoll sein.