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Halbmastwurf

Wir haben gegessen, getrunken und sind nicht erschossen worden!

Nachdem ich mir eine halbe Nacht am wunderschoenen Irkutsker Bahnhof um die Ohren geschlagen habe, sollte ich nun eigentlich bald Hyper und Roman empfangen duerfen. An der Anzeigetafel steht nun aber ein Verspaetung von 20 Minuten. Bei 5000km Fahrt gerade noch zu verschmerzen. Aus den 20Minuten wurden dann leider aber 2 Stunden und 20 Minuten. Nunja, ich hab ja Zeit.

Etwa 5Uhr morgens faehrt dann also endlich ein Zug in den Bahnhof ein, aus dem Roman und Hyper auch tatsaechlich aussteigen. :)

Doch wie haben Roman und Hyper die Zugfahrt von Moskau nach Irkutsk empfunden? Einfache Antwort: beer - sleep - beer - sleep - Irkutsk!

Als es wieder hell wurde machen wir uns auf die Suche nach einem Bus nach Lystvianka (was sich keiner von uns merken kann O.o). Nachdem wir die Stadt einmal komplett durchquert haben kommen wir am Busbahnhof an, an dem uns ein kleiner Minibus erwartet. Nach kurzer Verhandlung mit dem Fahrer geht die wilde Fahrt auch schon los. Wer einmal eine Stunde auf einer sibirischen Landstrasse verbracht hat wird sich auch nie mehr ueber einen deutschen Fahrstil aufregen... Mit 120 peitscht der Fahrer ueber Bergkuppen und ueberholt direkt vor der Kuppe andere Autos, Sichtweite geschaetzte fuenf Meter. Fahrt zwischen Himmel und Hoelle koennte man sagen. Mittags kommen wir dann tatsaechlich wohlbehalten in Lystvianka an, wir haettens fast nicht mehr erwartet.

Nachdem wir unser Zelt aufgebaut haben machen wir uns an die in diesem Land erzwungene Registrierung, also klappern wir Hotels ab. Das erste Hotel schickt uns zum zweiten. Im zweiten Hotel ist die Reaktion: "Registration?" - "Registration!" - "Registration. No." Wir werden zum dritten Hotel geschickt, das schickt uns zurueck zum zweiten, welches uns wieder zum dritten schickt. Nix mit Registrierung, aber man kann uns nicht vorwerfen, dass wir's nicht versucht haben.

Nach diesem Stress kaufen wir erstmal ein wenig Bier und Vodka und machen uns an's kochen. Der Versuch Feuer zu machen endet in einer niederschmetternden Erkenntnis: Russisches Holz brennt nicht!Nunja, Nudeln und Vodka haben ganz gut von innen gewaermt.

Am zweiten Tag haben wir etwas fuer die Bewegung getan und eine kleine Wanderung am riesigen Baikalsee unternommen. Die Steilkueste erinnert hin und wieder an englische Kuesten und das Wetter ist genauso wechselhaft. Trotzdem ist der Baikalsee ein majestaetischer, beruhigender See, wenn auch extrem kalt. Ich musste das natuerlich testen...

Abendessen gab's dann beim oertlichen Uzbeken, lecker Reis mit Fleischaehnlichen Stuecken. Der Uzbeker und sein Sicherheitsmann waren sehr nett, der Sicherheitsmann schien sich auch zu freuen sein Deutsch mal wieder benutzen zu koennen. Seinen Wein haben wir trotzdem lieber abgelehnt. Njet, spassiba! Nachdem wir getrunken und gegessen hatten sind wir also zu unserem Zelt zurueck. Wir haben gerade mehr Bier geoeffnet, als drei Schuesse die Ruhe des Sees zerreissen. Nachdem die gegenseitige Versicherung der Harmlosigkeit der Schuesse nicht komplett wirkte, griffen wir zu etwas kraeftigeren Mittelchen. Zumal ich den temporaeren Verlust meiner Kreditkarte verdauen musste.

Nach einer stark verregneten Nacht haben wir am naechsten Morgen unsere nassen Sachen zusammen gepackt und im Hotel meine Visa aus dem Automaten fischen lassen um dann die abenteuerliche Busfahrt zurueck nach Irkutsk anzutreten. Gluecklicherweise waren wir alle so muede, dass es sich, trotz Fahrstil, im Bus gut schlafen lies.