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Halbmastwurf

Guangzhou, Kaiping und die diaolou

Ich habe Macau vorgestern Richtung Guangzhou verlassen. Mangels alternativem Strift habe ich das Einreise-Formular fuer China mit rot ausgefuellt. Laut Lonely Planet ein grosser Fehler, rot wird nur fuer Protest-Briefe verwendet. Manchmal auch noch zum korrigieren von Arbeiten, aber nie fuer Sonstiges. Wahrscheinlich musste ich das Formular deshalb bei der Kontrolle nochmal ausfuellen.

Guangzhou ist gross und laut. Ein kleine Oase, mitten in der lauten Stadt ist Shamian Island. Die Insel ist etwa 1km lang und vielleicht 400m breit und liegt mitten in Guangzhou im Pearl River. Hier habe ich ein nettes Hostel gefunden.

Ansonsten gibt es in Guangzhou nicht besonders viel zu sehen, deswegen habe ich mich gestern gleich in den naechsten Ueberlandbus nach Kaiping gesetzt um mir die diaolou anzuschauen. Die diaolou sind Tuerme, die von chinesischen Emmigranten, die nach China zurueckgekehrt sind gebaut. Die meisten zwischen 1860 und 1930. Von diesen recht einzigartigen Tuermen gibt es drei Kategorien:

  • Watchtower, die meist von einem oder mehreren Doerfen zusammen gebaut wurden um vor Dieben etc. zu warnen. Diese sind meist auf Huegeln, zwischen den Doerfern zu finden.
  • Living Towers, von einer Familie als Wohnhaeuser gebaut, meist direkt in den Doerfern und mehrere direkt nebeneinander. Living Towers sind meist prachtvoll gebaut.
  • und als letztes die Lager, in denen die Familien eines Dorfes ihr Hab und Gut schuetzten, wenn sich Diebe und andere Feinde (z.B. die Japaner im 2. Weltkrieg) naeherten. Auch die Lager sind direkt in den Doerfern, aber nicht so prachtvoll.

Von Kaiping musste ich nur noch in das kleine Dorf Zili fahren um die diaolou zu sehen. Sollte ja nicht sonderlich schwer sein. Frohen Mutes steige ich in Kaiping aus dem Bus und will mich gerade auf die Suche machen, als es von vorne ertoent: "diaolou, taxi?" Ich war eindeutig in China. Mein Instinkt sagte: erstmal weg von hier. Die Taxifahrer wollten allerdings nicht so richtig locker lassen bis ich mich ein gutes Stueck von der long-distance bus station entfernt hatte. Die Stadtbusse, die an jeder Ecke zu fahren schienen, fuhren allerdings allesamt nicht nach Zili, obwohl das nur ca. 20 Minuten entfernt liegen sollte. Ich war schon kurz davor aufzugeben und einen der Taxifahrer gluecklich zu machen, als ich auf die Idee kam mal in der long-distance bus station nachzufragen.

Also zurueck. An einem Marktstand gab's noch ein paar leckere Pfirsiche. Je naeher ich der bus station kam, desto aufdringlicher wurden die "diaolou, taxi?" Rufe. Ignorieren schien die Fahrer nur noch mehr anzuspornen und ein regelrechter Wettstreit mit den Mufta-Fahrern brach aus.

Ich komme irgendwann wieder in der Station an und ergattere auch prompt ein Ticket fuer den naechsten Bus nach Zili. Ein Problem habe ich noch, der letzte Taxi-Fahrer folgt mir bis in den Warteraum der bus station. Wie ein Geier kreist er am Ausgang um zu sehen, ob ich auch wirklich in den Bus einsteige, fuer den ich gerade vor seinen Augen ein Ticket gekauft habe.

Der Bus faehrt mich dann 20 Minuten mitten in's nirgendwo.

Ich steige aus und folge der einzigen Strasse, die mich auch tatsaechlich erst zu einem einzelnen Watchtower und dann nach Zili fuehrt.